Ostern in Südtirol: Gelebte Traditionen!
Südtirol ist ein weltoffenes, modernes Land, doch besinnt man sich hier gern noch auf althergebrachte Bräuche und Traditionen (besonders, wenn diese mit gutem Essen zu tun haben). In diesem Jahr können wir Sie leider nicht zum Osterurlaub in unserem Hotel am Ritten begrüßen, doch möchten wir Sie trotzdem am traditionellen Ablauf der Karwoche teilhaben lassen. Zwar gibt es in den vielen Tälern Südtirols regionale Unterschiede, doch an erster Stelle stehen immer Geselligkeit, Lebensfreude und Genuss!
Ostern in Südtirol
In der Karwoche (der letzten Woche vor Ostern) freut man sich in Südtirol schon sehr auf das wichtigste Fest im christlichen Kirchenkalender. Die entsprechenden Osterbräuche sind immer noch ein geschätztes Element der Vorbereitung auf den Ostersonntag und werden allerorts von Groß und Klein mit Freuden praktiziert. So zum Beispiel:
Am letzten Sonntag vor Ostern sollten Sie in Südtirol früh aufstehen, denn sonst werden Sie zum Palmesel. Dieser wenig schmeichelhafte Titel wird demjenigen Familienmitglied oder Gast verliehen, der als letzter zum Frühstück erscheint. Der Palmesel kann sich darauf einstellen, den Rest des Tages ausgiebig geneckt zu werden.
Am Palmsonntag steht auch traditionell der Kirchenbesuch an. Dabei werden die Palmbuschen oder Palmbesen gesegnet und an die Kinder verteilt. Diese Gebinde aus Wacholder, Weiden oder evtl. Buchsbaumzweigen werden auf der Palmstange befestigt, einem langen Stock. Diesen in der Hand, laufen die Kinder zu ihren Taufpaten und übergeben diese feierlich. Dafür gibt es zur Belohnung ein wenig Kleingeld und/oder einen Fochaz. Dieses köstliche Hefegebäck (das wir Ihnen bereits in einem früheren Artikel vorgestellt haben) schmeckt nicht nur gut, sondern hat auch eine besondere Bedeutung. Denn wer vom Oster-Fochaz isst, der erhält einen besonderen Segen, der Glück und langes Leben bringen soll.
An den Tagen zwischen Palmsonntag und Gründonnerstag gibt es keine besonderen Bräuche; Montag bis Mittwoch sind gefüllt von Vorfreude auf das Osterfest und letzten kleinen Besorgungen. Dafür geht es am Gründonnerstag spaßig und kreativ zu: Ostereier färben steht auf dem Plan! Im Kreise der Familie werden Eier in Farben (oft auf Naturbasis, wie Roter Beete oder Zwiebelschalen) gekocht oder von Hand mit oft aufwändigen Mustern bemalt. Diese dürfen dann die nächsten Tage noch über das ganze Haus verteilt Osternester dekorieren und Stimmung verbreiten, bevor sie am Sonntag verspeist werden.
Am Karfreitag steht der Spaß dafür an zweiter Stelle und es geht zuweilen streng religiös zu. Die Fastenzeit, also die Tage der Enthaltsamkeit zwischen Aschermittwoch und Ostern, werden heutzutage nicht mehr von jedem eingehalten, doch der Karfreitag ist und bleibt ein strenger Fastentag, an dem kein Fleisch gegessen und auch sonst Mäßigkeit geübt wird. Zudem wird in vielen Kirchen in ganz Südtirol das Heilige Grab aufgestellt und dekoriert; traditionell kommen hier bunte Glaskugeln zum Einsatz, doch die Gestaltung ist mancherorts recht kreativ.
Am Karsamstag geht es nochmals in die Kirche, doch anstatt Palmbesen werden diesmal Speisen gesegnet. Die am Gründonnerstag gefärbten Eier, der Fochaz, Schinken und Meerrettich werden im Zuge einer Andacht in der Kirche geweiht und wieder nach Hause gebracht, um am nächsten Tag im Kreise der Lieben verspeist zu werden.
Der Ostersonntag ist bekanntlich der Höhepunkt der Karwoche, und dementsprechend ausgelassen wird er auch gefeiert. Der Osterhase versteckt über Nacht heimlich Ostereier und Süßigkeiten und am Morgen springt der Nachwuchs gespannt aus dem Bett, um die verborgenen Leckereien zu suchen. Sind diese gefunden, werden sie während des traditionellen Ostermahls verspeist. Die Eier werden dabei nicht einfach geschält und gegessen; ganz im Gegenteil wurde aus dem Eieressen ein richtiger Sport. Nein, kein Wettessen, sondern das „Goggelepecken“ bzw. -hecken oder -guffen. Dieser Brauch ist bei Erwachsenen wie Kindern höchst beliebt und schnell gelernt. Zwei Spieler treten gegeneinander an und wählen jeweils ein Ei aus dem Osterkorb. Diese werden gegeneinandergeschlagen, zuerst mit der Spitze und dann mit der anderen Seite. Wessen Osterei nicht zu Bruch geht, der hat gewonnen, gewinnt das Ei des Gegners und darf es essen. Das Gewinner-Ei wird solange weiter zum Spielen verwendet, bis es selbst kaputt geht.
Wir hoffen, unser kleiner Exkurs in die Südtiroler Osterbräuche hat Ihnen gefallen. Gern zeigen wir Ihnen beim nächsten Urlaub bei uns in Oberbozen noch viel mehr von der reichhaltigen Südtiroler Kultur!