Sieben Naturparks, ein Nationalpark – Die naturbelassene Schönheit Südtirols
Es klingt vielleicht etwas voreingenommen – schließlich sprechen wir über unsere Heimat –, aber auch unsere Gäste im Wanderhotel Regina in Oberbozen am Ritten bestätigen es uns immer wieder: Südtirol ist einfach ein wunderschönes Fleckchen Erde. Die vielseitige Flora und Fauna, die Kombination aus alpin-mediterraner Landschaft, Küche und Lebenslust, die vielen kulturell wertvollen geschichtlichen und zeitgenössischen Stätten… Man könnte Bücher damit füllen, und das wurde bereits oft und gerne gemacht. So lang wird unser Lob auf unsere Region hier nun doch nicht werden, trotzdem möchten wir Ihnen heute die acht Südtiroler „Weltwunder“ zeigen, die die unberührte Natur am besten zur Geltung bringen: Die sieben Naturparks, und der Nationalpark, die auf Südtiroler Gebiet liegen:
Vorneweg noch eine Erklärung für jene, die den Unterschied nicht kennen: Ein Nationalpark hat die Aufgabe, der Natur ihren freien Lauf zu lassen und sie zu erhalten. Umwelteinflüsse und menschliches Eingreifen soll nach Kräften vermieden werden und dies auch oft mit diversen Maßnahmen unterstrichen. Mancherorts werden Wege während der Brut- oder Wurfzeit verschiedener Tiere gesperrt oder gewisse Teile als nicht zugänglich und nur von Aussichtsplattformen aus betrachtbar ausgewiesen. Trotzdem sind die meisten (und so auch der Südtiroler) als Erholungs- und Wandergebiete bekannt, nur eben mit besonderem Fokus auf dem Respekt vor der Natur. Einen solchen Nationalpark gibt es auch in Südtirol: Den Nationalpark Stilfser Joch (dazu gleich mehr).
Ein Naturpark hingegen wird durchaus bewirtschaftet und durch menschliches Handeln und Wirken geprägt. Zwar steht auch hier die Bewahrung der Landschaftsräume im Vordergrund, aber die Attraktivität als Aufenthaltsort für Einheimische und Gäste (im Zuge des „sanften“ Tourismus) wird nicht vernachlässigt. Die große Arten- und Biotopvielfalt wird geschont und erhalten, aber auch im Einklang mit ihr gearbeitet und gelebt. Für die Besucher gibt es, wie auch bei den Nationalparks, ständig neue Gelegenheiten zur Information, aber auch Erlebnisangebote und Veranstaltungen. Die Südtiroler Naturparks umfassen Hochgebirge, Almen und Wälder; Dauersiedlungen sind allerdings auch hier nicht Teil des Gebiets. Die Forst- und Almwirtschaft in nachhaltiger Form darf beibehalten werden; intensive Wassernutzung zur Energiegewinnung ist aber z.B. nicht erlaubt. Eine Symbiose aus Wirtschaft, Erholung und Naturschutz. Die Naturparks in Südtirol sind: Schlern-Rosengarten, Puez-Geisler, Fanes-Sennes-Prags, Drei Zinnen, Texelgruppe, Trudner Horn und Rieserferner-Ahrn; die in den Dolomiten (also die ersten vier genannten) gehören sogar zum UNESCO-Welterbe!
Über den Nationalpark und die sieben Naturparks könnten wir stundenlang erzählen, und um ihre malerische Schönheit zu begreifen muss man sie gesehen haben. Trotzdem, oder gerade deshalb, versuchen wir uns an einem Vorgeschmack, der Ihnen Lust auf einen Besuch machen könnte:
Der Nationalpark Stilfserjoch beeindruckt mit den höchsten Gipfeln Südtirols und ist eines der größten Naturschutzgebiete im gesamten Alpenraum. Endlose Wälder, tosende Wildbäche und Gletscher und Gipfel mit atemberaubender Aussicht bilden ein einmaliges Panorama. Der Ortler (mit 3.905 Metern der höchste Gipfel Südtirols) ist hier wahrscheinlich der bekannteste. Mit über 250 km an markierten Routen rund um die Ortler-Cevedale-Gruppe, das Martelltal und das Ultental ist für jeden etwas dabei. Auch wenn der Sinn mal nicht nach Wandern steht, gibt es genug zu sehen: In den fünf Besucherzentren wird Geschichte, Geologie, Flora und Fauna des Parks eingehend beleuchtet. Ein Highlight des Nationalparks ist sicherlich das namensgebende Stilfser Joch, dessen Panoramastrecke mit 48 Kehren ein weltweit bekanntes Ziel für Motorrad- und Rennradfahrer ist.
Der Naturpark Puez-Geisler ist wahrscheinlich den meisten wegen der zerklüfteten Geislerspitzen bekannt. Ihr ladinischer Name „Odles“ bedeutet wörtlich Nadeln, was ihre eigenartige Form ziemlich gut beschreibt. Zwischen den Gipfeln grünt es üppig, springen ungewöhnliche Mengen an Gämsen herum und blühen Alpenrosen. Einen interessanten Ausflug wert ist die an eine Mondlandschaft erinnernden Hochebene von Gardenacia. Auch Hobby-Naturhistoriker kommen hier auf ihre Kosten: In der Puezgruppe wurden 30 verschiedene Arten von seltenen Fossilien aus der Kreidezeit gefunden.
Der Naturpark Fanes-Sennes-Prags ist (mit einigem Abstand) der drittgrößte Naturpark in Südtirol und wahrscheinlich auch der abwechslungsreichste. Steile Gipfel und unüberwindbare Felswände umgeben ein sich landschaftlich stark unterscheidendes Gebiet von Almen und Hochebenen. Sehenswerte Plätze sind neben dem weltberühmten Pragser Wildsee auch das Parlament der Murmeltiere, eine arenaartige Gesteinsformation, oder die Ansammlungen des Frauenschuhs, der größten und höchst seltenen einheimischen Orchideenart. Auch hier gibt es Historisches zu bestaunen: In diesem Naturpark wurden sowohl die Überreste eines prähistorischen Höhlenbären als auch die eines 245 Mio. Jahre alten Sauriers gefunden.
Der Naturpark Schlern-Rosengarten ist Gegenstand zahlreicher Südtiroler Sagen und wer die charakteristische Form des Schlerns betrachtet oder die Gipfel des Rosengartens in der Dämmerung rot glühen sieht, der versteht warum. Neben dem Reich König Laurins gibt es aber noch viel mehr zu sehen: die glasklare Naturquelle Schwarze Lettn, einen Teil der größten Hochalm Europas, der Seiser Alm, das ansonsten im Alpenraum recht seltene Hermelin mit seiner schneeweißen Winterfärbung, und (zwar nun im Stadtmuseum Bozen ausgestellt) das beeindruckende Hauensteiner-Achtkantschwert aus der Bronzezeit.
Den Naturpark Rieserferner-Ahrn kann man nicht erwähnen, ohne im gleichen Atemzug seine 38 Dreitausender und damit den Status als gletscherreichster Naturpark Südtirols zu unterstreichen. Er ist auch einer der wasserreichsten: Klare Bergseen, mineralhaltige Quellen, tosende Wasserfälle und Moore wechseln sich nahezu jeden Kilometer ab. Ein weiteres interessantes Detail: Oberhalb der Kasseler Hütte wachsen auf 2.465 Metern noch Zirben, das ist der höchste Baumbestand der Ostalpen.
Der Naturpark Texelgruppe ist der flächenmäßig größte in Südtirol und erstreckt sich zwischen Meran im Süden, dem Schnalstal im Westen, dem Passeiertal im Osten und dem Alpenhauptkamm im Norden. Die namensgebende Texelgruppe ist auch der Grund für das schon fast mediterran anmutende milde Klima im Naturpark, da sie ihn von den rauen Wetterformationen aus dem Norden abschirmt. Auch hier spielt das Wasser eine große Rolle: Die 10 Spronser Seen sind ebenso eine Besuch wert wie der gewaltige Partschinser Wasserfall oder die Waale, ein jahrhundertealtes Bewässerungssystem für die trockenen Sonnenhänge. Noch ein Zuckerl für Geschichtsfans: 1991 wurde am Tisenjoch zufällig eine Mumie aus der Jungsteinzeit entdeckt: Ötzi, der Mann aus dem Eis.
Der Naturpark Drei Zinnen dürfte eigentlich gar nicht so beliebt sein, wie er es ist, besteht er doch zu zwei Dritteln nur aus Fels und Schutt. Doch damit lockt er eine ganz eigene Klientel an, denn schon seit dem 19. Jahrhundert spornt er Bergsteiger und Kletterer deshalb zu Höchstleistungen an. Doch auch für Nicht-Extremkletterer bieten die Gipfel so einiges. Die weltberühmten Drei Zinnen sind auch vom Boden aus wunderschön anzusehen, und wahrscheinlich einmal im Alpenraum ist die Sextner Sonnenuhr: am Stand der Sonne über den fünf Gipfeln Neuner, Zehner (Sextner Rotwand), Elfer, Zwölfer und Einser lässt sich an klaren Tagen die Uhrzeit ablesen.
Der Naturpark Trudner Horn weist von allen Naturparks die artenreichste Naturvielfalt auf. Vom submediterranen Buschwald bis zum alpinen Fichtenwald und allem dazwischen bietet dieses berühmte Wanderparadies eine unglaubliche Breite an Flora und Fauna. Prominente Beispiele sind zum einen die fleischfressenden Pflanzen (Sonnentau und Fettkraut) der Hochmoore, die sich von Insekten ernähren, besonders aber auch die vielen Orchideen; über 60 Arten an der Zahl, viele davon einzigartig in Mitteleuropa. Übrigens: Der Naturpark wird geologisch in zwei Gebiete (aus Dolomitgestein bzw. aus rotem Quarzporphyr) eingeteilt; besonders gut lässt sich diese Linie an der Teilung der Zwillingsberge Schwarz-und Weißhorn erkennen.